Das Bujinkan Dôjô ist eine Organisation mit Sitz in Japan. Dr. Hatsumi Masaaki ist der amtierende Sôke (Oberhaupt). Hatsumi Sensei erbte neun traditionelle japanische Kriegskunstschulen von seinem Lehrer Takamatsu Toshitsugu O'sensei. Um die Lehren des Budô weiterzugeben gründete Hatsumi Sensei diese Organisation und nannte sie zu Ehren seines Lehrers "Bujinkan", was soviel wie die "Halle des Kriegsgottes" bedeutet. Das Taijutsu des Bujinkan ist lebendiges Budô. Es entwickelt sich weiter und hält sich nicht an der Form fest. Die Essenz ist wichtig. Diese Entwicklung ist deutlich zu erkennen, wenn man sich ansieht wie sich Sôke noch vor 20 Jahren bewegt hat und wie er es heute tut. Hatsumi Sensei betont, dass das Bujinkan wirklich international geworden ist, auch wenn es in Japan seine Wurzeln hat. Sôke sagt: "I am no country, I have no style."
So hat sich im Bujinkan eine spezielle Art der Bewegung entwickelt, welche es erlaubt die verschiedenen klassischen Schulen (Ryû-Ha) harmonisch miteinander zu verbinden.
"Unter dem Dach des Bujinkan Dôjô werden folgende 9 traditionelle Ryu-Ha gelehrt.
Gyokko Ryu Kosshijutsu
玉虎流骨指術
Der Überlieferung nach verließen Cho Gyokko und Yo Gyokko zur Zeit der Tang Dynastie (618AD - 907 AD) das vom Krieg erschütterte China und suchten an einem nicht genauer überlieferten Teil der japanischen Inseln Zuflucht. Es wird angenommen, dass es sich bei den beiden Kriegern eigentlich um eine einzelne Person handelte. Er brachte die Grundlagen mit, aus denen sich später das Kosshijutsu des Gyokko Ryu entwickeln sollte.
Es heißt, dass die Techniken von einer Frau am kaiserlichen Hof in China entwickelt wurden, deren Spezialität schnelle Attacken auf ausgesuchte Ziele am menschlichen Körper gewesen sei.
Eine andere Theorie besagt, dass eine chinesische Palastwache diese Techniken entwickelte, da sie nur über eine schwache körperliche Konstitution verfügte. Seit der Zeit der Tang Dynastie wurden diese kriegerischen Lehren durch viele Personen weitergereicht, bis sie schließlich Tozawa Hakuunsai (1156 n.Chr.) erreichten. Dieser gilt als erster Sôke des Gyokko Ryu.
Momochi Sandayu (15. Sôke) ein berühmter Iga Ryu Ninja, war während der Tembun Ära (1532 – 1555) aktiv und wurde als erstes Mitglied des Momochi Clans Sôke der Gyokko Ryu und Koto Ryu, Er gilt heute als einer der größte Ninja aller Zeiten.
Über die Toda Familie erreichte diese Schule schließlich Takamatsu Toshitsugu o sensei, den Lehrer von Hatsumi Masaaki sensei,
den aktuellen Sôke. Viele grundlegende Trainingsmethoden des Bujinkan Dôjô, wie z.B. die Kihon Happo haben ihren Ursprung im Gyokko Ryu Kosshijutsu. Hatsumi sensei übergab im Oktober 2019 die
Schule und somit auf den Titel des 29. Sôke an Ishizuka Tetsuji Dai Shihan.
Koto Ryu Koppojutsu
虎倒流骨法術
Die Techniken, welche später Grundlage des Koto Ryu Koppojutsu bilden sollten, wurden, möglicherweise unter dem Namen Goho über Korea nach Japan importiert. Erst im 16. Jhd. allerdings wurde diese Schule unter Sakagami Taro Kunishige unter dem Namen des Koto Ryu formell etabliert. Die Schule wurde auch an Toda Sakyo Isshinsai sowie an Momochi Sandayu, welcher ebenfalls Sôke des Gyokko Ryu Kosshijutsu war. Beide Schulen wurden als ideale Ergänzung der jeweils anderen durch die Momochi und die Toda Familie weitergegeben, bis sie über Takamatsu Toshitsugu o sensei den heutigen 18. Sôke Hatsumi Massaki sensei erreichte.
Koppojutsu hat einen speziellen Stil der Körperbewegung, welcher sehr vorteilhaft für kleinere Kämpfer ist. Es eignet sich gut für den Kampf auf kurze Distanzen und verwendet hier besondere Techniken, wie Sprünge und Kreuzschritte (Yoko Aruki). Es fokussiert seine Angriffe auf die knöcherne Struktur des Gegners und die Gelenke.
Das Kyusho Diagramm (Vital Punkte), welches überwiegend im Bujinkan verwendet wird, stammt aus dieser Tradition. Im Dezember
2019 wurde Nogouchi Yukio Dai Shihan von Hatusmi sensei zum 19. Sôke dieser Schule ernannt.
Togakure Ryu Ninpô Taijutsu
戸隠流忍法體術
Den Densho (schriftlichen Überlieferungen) folgend, fand das Togakure Ryu Ninpo seinen Ursprung im Anschluss an die letzte Schlacht des Minamoto no Yoshinaka.
Während des Genpei Krieges (1180 - 1185 n. Chr.) bezwangen die Familien der Minamoto Linie die bis dahin herrschenden Taira und nahmen die Hauptstadt Kyoto ein. Minamoto no Yoshinaka betrat die Stadt als erster und zwang die Taira zur Flucht.
Sein Cousin Minamoto no Yoritomo neidete ihm seinen militärischen Erfolg und eine schon während des Krieges bestehende Rivalität zwischen den beiden Cousins eskalierte im Streit um den Titel des Shogun. Yoritomo beauftragte daraufhin seine Brüder Yoshitsune und Noriyori, Yoshinaka aus Kyoto zu vertreiben und zu töten.
1184 kam es zur Schlacht von Awazu. Minamoto no Yoshinaka verlor diese Schlacht und starb. Unter seinen Gefolgsleuten befand sich auch ein 16 Jähriger Samurai, namens Shima Kosanta Minamoto no Kanesada. Dieser wurde in der Schlacht ebenfalls schwer verwundet. Er wurde von einem taoistischen Weisen, der unter dem Namen Kasumi-gakure („der im Nebel verborgene“) bekannt ist, gefunden und floh mit diesem in die Berge von Iga. Nach einiger Zeit akzeptierte ihn der Weise als Schüler und unterrichtete ihn in den Wegen des Ninpô. Kasumi-gakure soll ein Ninja des Hakuun-Ryu gewesen sein.
Shima Kosanta Minamoto no Kanesada änderte später seinen Namen in Togakure Daisuke und etablierte die Togakure Ryu als neuen Ninjutsu Stil in der Iga Region. Ergilt allerdings als zweiter Sôke des Togakure Ryu. Der erste soll ein junger Samurai namens Daisuke Nishina gewesen sein, dessen Geschichte der des Shima Kosanta no Kanesada in vielen Details auffällig ähnelt. Auch er änderte schließlich seinen Namen in Togakure Daisuke, unter welchem er an erster Stelle in der Reihe unserer Sôke steht.
Die Geheimnisse der Tradition wurden durch viele berühmte Ninja dieser Region gehütet, auch durch Momochi Sandayu. Die Hattori
Familie führte diese Schule für viele Jahre. Über die Sôke des Togakure Ryu, welche aus der Toda Familie stammten gelangte die Tradition zu Takamatsu Toshitsugu o sensei und so zu Hatsumi Masaaki
sensei, dem 34. Sôke. Tsutsui Takumi Dai Shihan erhielt im Dezember 2019 den Titel des 35. Sôke von Hatsumi sensei.
Kumogakure Ryu Ninpô
雲隠流忍法
Es heißt, diese Schule habe den gleichen Ursprung, wie die Togakure Ryû. Dies erklärt auch, weshalb das Taijutsu in beiden Stilen identisch ist. Die Kumogakure Ryû beinhaltete aber noch weitere spezielle Ninjutsu Techniken, wie z.B. den Umgang mit der Kamayari, einem Speer mit „Widerhaken“, welche dazu benutzt
worden sei, von Baum zu Baum zu gelangen. Auch die Kaginawa, also ein Seil mit Widerhaken, wurde eingesetzt, um dem Ninja auf seiner Mission als Hilfsmittel zum Klettern zu dienen. Auch konnte man aus Verstecken heraus, z.B. von einem Baum aus, Gegner damit eliminieren.
Eine weitere Spezialität dieser Ryû war Happô Hichô Tobi (Sprung der acht Richtungen) und den Gebrauch der Knochen des Kopfes
als Waffe. Diese Tradition wurde zusammen mit der Togakure Ryu lange Zeit von der Toda Familie bewahrt. Furuta Koji Dai Shihan wurde im Dezember 2019 von Hatsumi sensei zum 15. Sôke der
Kumogakure Ryu ernannt.
Gyokushin Ryu Ninpô
玉心流忍法
Das Datum der Gründung dieser Ryû ist nicht bekannt. Der Gründer soll aber Sasaki Goemon Teruyishi um 1532 gewesen sein. Das Taijutsu dieser Ryû basiert auf den Techniken des Gyokko Ryû Kosshijutsu. Der Aspekt der Vermeidung von Auseinandersetzungen hatte hier, wie auch in der Togakure Ryu höchste Priorität.
Ab der 11. Generation wurde diese Tradition ebenfalls in der Toda Familie weitergegeben. Im Dezember 2019 erhielt Kan Junichi
Dai Shihan den Titel des 22. Sôke durch Hatsumi sensei.
Takagi Yoshin Ryu Jutaijutsu
高木揚心流柔体術
Takagi Yoshin Ryu ist eine der jüngeren Schulen innerhalb des Bujinkan, welche im 17 Jhd. gegründet wurde. Hatsumi sensei ist der 17. Sôke dieser Ryu. Die alten Prinzipien des Sumo und des Take no uchi Ryu Jujutsu hatten zusammen mit diversen Waffentechniken (Hanbo, Ken, Kodachi, Yari) Einfluss auf die Entwicklung dieser Tradition. Der 2. Sôke, Takagi Umanosuke Shigesada, fügte Techniken des Take no uchi Ryu Jujutsu neben Naginata und Shuriken dem Repertoire der Schule hinzu.
Aufgrund seiner Bedeutung für die Kampfkünste erhielt Umanosuke 1695 eine offizielle Anerkennung des Kaisers. Ein bedeutender Abschnitt der Geschichte dieser Ryu begann mit der Begegnung des 3. Sôke, Takagi Gennoshin Hideshige, mit Okuni Kihei Shigenobu, dem Sôke der Kukishin Ryu. Beide entschieden, ihr Wissen zu teilen und so wurden diese beiden Traditionen eine Zeit lang gemeinsam überliefert. Später trennten sich die Wege wieder für
mehrere Jahrhunderte, bevor sie erneut zusammen fanden. So enthält die Takagi Yoshin Ryu z.B. das Bojutsu der Kukishin Ryu. Als Kriegskunst der „höheren Klassen“ legte diese Schule besonderen Wert darauf den Gegner so schnellstmöglich auszuschalten und wieder korrekte Form und Ordnung herzustellen. Da diese Kunst für die Ausbildung von Leibwächtern bei Hofe genutzt wurde, und so überwiegend innerhalb von Gebäuden Verwendung fand, lag ein Focus in der Technik darauf die Bewegungen so klein wie möglich zu halten und dem Gegner keine Gelegenheit zu korrektem Ukemi zu geben.
Über seine Lehrer Ishitani o sensei und Mizuta o sensei gelangte dieser Stil an Takamatsu o sensei, welcher ihn an Hatsumi
sensei weitergab. Im Januar 2020 erhielt Sakasai Norio den Titel des Sôke von Hatsumi sensei.
Kukishinden Ryu Happo Biken
九鬼神流八法秘剣術
Die historischen Anfänge dieser Schule gehen auf eine Zeit zurück, als ein junger Samurai namens Yakuhsimaru den Kaiser Godaigo (1288 bis 1339) aus der Gewalt des Shogun Ashikaga befreite. Seine Art zu kämpfen brachte ihm den Namen Kuki (9 Dämonen) ein. Die Kukishin Ryu, die Kukishinden Ryu und andere Variationen sind alle auf diesen Ursprung zurück zu führen. Der eigentliche Gründer, Izumo Kanja Yoshiteru, war ebenfalls der Gründer der Shinden Fudo Ryu im 12. Jhd. Kukishinden Ryu und Shinden Fudo Ryu wurden beide in der Provinz Kumano entwickelt, einem damaligen Zentrum des Shintô, welcher einen bemerkenswerten Einfluss auf die Philosophie dieser Schulen hatte. Es besteht auch eine enge Bindung an die Takagi Yoshin Ryu. Viele der Waffentechniken, welche im Bujinkan Dôjô unterrichtet werden entstammen dieser Ryu-Ha.
Shinden Fudo Ryu Dakentaijutsu
神傳不動流打拳体術
Izumo Kanja Yoshiteru, der erste Sôke dieser Schule studierte verschiedene chinesische Systeme. Diese bildeten die Grundlagen für die Gründung dieser Ryu-Ha. Der Titel des eigentlichen Gründers fiel allerdings erst dem 2. Sôke, Minamoto Hachiman Tamenari zu.
Die Schule blickt auf eine 800 jährige Geschichte zurück, in welcher sie durch die Hände von 20 verschiedenen Familien gegangen
war, bis sie schließlich an Toda Shinryuken Masamitsu weitergereicht wurde, welcher dann Takamatsu Toshitsugu o sensei unterrichtete. Dieser gab den Titel des Sôke dann an Hatsumi sensei weiter.
Die Natur ist der Schlüssel und die Essenz der Bewegung dieser Ryu-Ha. Diese Schule war ein Pioneer in der Entwicklung von Iaijutsu, dem zeitgleichen Ziehen und Schneiden mit dem Schwert. Die
Taijutsu Techniken werden kombiniert mit diversen Speertypen und dem Einsatz eines massiven Hammers. November 2019 wurde Nagato Toshiro Dai Shihan von Hatsumi sensei zum 27. Sôke der Shinden Fudo
Ryu ernannt.
Gikan Ryu Koppojutsu
義鑑流骨法術
Uryu Hangan Gikanbo, der Herr von Schloss Kawachi, war zu seiner Zeit ein bekannter Meister des Koppojutsu. Er gründete die Gikan Ryu und war ebenfalls sehr bewandert in Shurikenjutsu. Will man der Legende glauben zerbrach er einst ein Schwert mit einem einzigen Schlag. Die Legende erzählt ebenso, dass Jahrhunderte später am 17. August 1863 der 10. Sôke der Gikan Ryu, Uryu Gikan an der Seite des Kaisers in der Schlacht von Tenchugumi kämpfte. Er wurde durch eine Muskete am Arm verwundet, setzte seine Attacken aber mit dem anderen Arm fort. Er suchte Zuflucht in einem nahe gelegenen Tempel, wo er auf Ishitani Takeoi Asatsugu traf, den 23. Sôke der Kukishinden Ryu, der ihm half seine Verletzungen zu überwinden und nach Iga heimzukehren. Ishitani Takeoi erlernte das Koppojutsu und erhielt Menkyo Kaiden und wurde kurze Zeit später der 11. Sôke der Gikan Ryu. Die Wurzeln dieses Koppojutsu Stils liegen in den alten Prinzipien des Kosshijutsu, inclusive einer speziellen Art des Schlagens und einem eigenständigen, dynamischen Weg der Bewegung. Einiges ähnelt der Koto Ryu, anderes hingegen, wie die teilweise kreisförmigen Bewegungen sind wiederum sehr verschieden.
Über die Ishitani o sensei kam das Gikan Ryu Koppojutsu zu Takamatsu Toshitsugu o sensei. Dieser gab die Schule an Akimoto Fumio sensei weiter. Dieser wurde aber kurze Zeit später sehr krank und starb.
Takamatsu o sensei gab die Schule daraufhin mit Akimotos Billigung an Hatsumi sensei, den somit 15. Sôke. Sakasai Norio Dai
Shihan erhielt im Januar 2020 von Hatusmi sensei den Titel des 16. Sôke der Gikan Ryu.
Gikan Ryu Koppojutsu, Gyokushin Ryu Ninpo und Kumogakure Ryu Ninpo sind als eigenständige Ryu-Ha von Hatsumi sensei öffentlich bisher kaum unterrichtet worden. Bekannt sind lediglich grundlegende Prinzipien und einzelne Techniken dieser Schulen.